Standpunkt

Die beiden Mammutbäume in Mühltal wurden gefällt

"Arbeiter fällen Mammutbäume" - so hiess es im Darmstädter Echo vom 25.Februar 2012.

Der NABU Mühltal hatte durch das Verwaltungsgericht Darmstadt am Tag der Fällaktion eine einstweilige Verfügung erwirkt, die das Fällen untersagt hätte, weil die Bäume erhaltenswürdig sind.

Nun wird niemand behaupten, die Gemeinde und namentlich Bürgermeisterin Astrid Mannes hätte einen Beschluss des Verwaltungsgerichts bewusst ignoriert. Auffällig ist jedoch die bemerkenswerte Eile, mit der Tatsachen gegen die Umwelt geschaffen werden. 

Welchen Wert alte Bäume im Allgemeinen und die beiden sinnlos gefällten Mammutbäume im Besonderen darstellen, muss hier nicht wiederholt werden.

Frau Mannes hat ihrer Gemeinde einen Bärendienst erwiesen.

26.2.2012

Standpunkt des NABU im Konflikt um den geforderten Abriss von Hütten und Zäunen am Blütenhang

Welche Art der Bebauung am Blütenhang kann geduldet werden?

 

Hütten

Angemessenes Verhältnis zwischen umbautem Raum der Gerätehütte und der Grundstücksfläche
Möglichst eingewachsene Hütten
Keine Heizanlagen oder Übernachtungslager
 

Zäune

Keine weiteren Einschränkungen der Begehbarkeit des Blütenhanges, keine neuen Zaunanlagen
Wenn immer möglich Ersatz von Zäunen durch dichte Hecken oder natürliches Material, wie Totholz
Möglichst komplett einwachsen lassen
 

Wenden Sie sich an den NABU, wenn Sie Fragen zum Naturschutz am Blütenhang haben.

Was können Gartenbesitzer am Blütenhang für den Naturschutz tun?

Erhalt der offenen und reich strukturierten Landschaft durch naturnahe Bewirtschaftung
Obstbäume, möglichst Hochstämme
Auf hohe Nadelbäume verzichten
Trockenmauern
Hecken mit bevorzugt einheimischen und standortgerechten  Gehölzen
Gern ein paar „verwilderte“ ungenutzte Ecken
Wiesen
Einschürige oder maximal 2-schürige Wiesen oder Beweidung einmalig mit hohem Beweidungsdruck
Wiesen nicht düngen, um Pflanzen- und Blütenvielfalt zu ermöglichen
Viele Nisthilfen für Vögel und Insekten
Reisig-, Laub und Totholzhaufen
 
Wenden Sie sich an den NABU, wenn Sie Fragen zum Naturschutz am Blütenhang haben.

 

Welche Zielarten können am Blütenhang gefördert werden?

Vögel

Erhalt der Populationen von Wendehals, Neuntöter, und Gartenrotschwanz
 

Orchideen

Erhalt von Pyramidenorchideen, Bocksriemenzunge, Hummelragwurz, Waldvöglein und Ständelwurz
Wiesen-Management in Zusammenarbeit mit den Orchideen-Experten
 

Kriechtiere u.a.

Erhalt der Population von Schlingnatter und Zauneidechse
Turmschnecke
Wildbienen

Wenden Sie sich an den NABU, wenn Sie Fragen zum Naturschutz am Blütenhang haben.

Gifteinsatz in Pfungstadter Stadtwald

"Pfungstadt geht Maikäfern an den Kragen" meldet das Darmstädter Echo. Die Pfungstädter Stadtverordneten haben entschieden, bis zu 50 000 Euro zur Bekämpfung des Maikäfers einzusetzen. Per Hubschrauber mit einem Insektizid bespüht werden sollen viele Hektar Wald im Gebiet Klingsackertanne.

 

Mit Untergangszenarien, dass der Pfungstädter Wald in acht bis zehn Jahren verschwinden und einer Steppenlandschaft Platz machen wird, gelang es, Mehrheiten für die Geldausgabe zu gewinnen.
Gut begründete Hinweise der Naturschutzverbände zu den Folgen der geplanten Aktion und Alternativen, die das Problem langfristig mildern könnten, wurden dagegen nicht berücksichtigt.
Die einsame Entscheidung des Pfungstädter Parlaments  ist schwer verständlich vor dem Hintergrund der Ablehnung von großflächigem Gifteinsatz durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Sicher ist, dass ein lokaler Gifteinsatz das "Maikäferproblem" nicht lösen, dafür jedoch bleibende Umweltschäden hinterlassen wird und nicht den Interessen des Naturschutzes und der Anwohner dient

Tino Westphal, 20.3.2010

Gefährdetes Biotop Blütenhang

Jetzt im Winter sieht der aufmerksame Wanderer am Blütenhang bei Seeheim mitten im Wald seltsame Bäume. Es handelt sich um die abgestorbenen Reste von Kirschbäumen früherer Streuobstwiesen.
Foto rechts: abgestorbener Kirschbaum im Wald oberhalb Seeheim
Ein großer Bereich des oberen Blütenhanges wird heute von Robinen eingenommen, die immer größere Flächen der früher hier vorhandenen Obstanlagen überwachsen.
Die Obstblüte, die zu heutiger Zeit im Frühling unseren Ort schmückt ist in Wahrheit nur der kläglicher Rest eines Blütenmeeres von Kirsch- und Aprikosenblüten, das in früheren Jahren den Blütenhang weiss überzog.
Es ist fraglich, wie lange die Gemeinde Seeheim-Jugenheim noch mit dem Bergstraßen-Flair werben kann- geht die Nutzung des Südhanges als Streuobstwiese verloren, erobert sich der Wald unweigerlich weitere Gebiete.

Es mag verschiedene Gründe geben, warum immer weniger Grundstücksbesitzer bereit sind, ihre Streuobstwiesen zu pflegen. Aktuell jedoch ist eine Initiative der Unteren Naturschutzbehörde ausgesprochen kontraproduktiv: Es wird gefordert, alle Zäune und Geräteschuppen am Blütenhang zu entfernen. 
Ohne Zweifel würde eine Umsetzung dieser Maßnahme zur Aufgabe weiterer Grundstücke führen. Dem Erhalt der offenen und strukturreichen Flächen und damit der besonderen Artenvielfalt des Blütenhanges wäre damit nicht gedient. Ein Erhalt des Charakters der Fläche ohne private Initiative würde jedoch die Gemeinde wegen des hohem laufenden finanziellen Aufwandes ebenfalls  überfordern.  

Ein Bebauungsplan könnte Abhilfe schaffen, ist jedoch mit hohen einmaligen Kosten verbunden und wird deshalb von Gemeindevertretern vorerst abgelehnt. 

Wenn der Blütenhang verschwindet, sind nicht nur die wenigen Grundstücksbesitzer betroffen. Betroffen sind alle Einwohner und Besucher der Gemeinde Seeheim-Jugenheims, die mit dem Blütenhang einen wertvollen Bestandteil ihrer Umwelt verlieren.

Die NABU Ortsgruppe Seeheim-Jugenheim unterstützt die Initiative des "Vereins  zur Förderung der Obstgarten- und Landschaftskultur Blütenhang Seeheim-Jugenheim" zur Legalisierung von Einfriedigungen und Gerätehütten für Obstgartengrundstücke am Blütenhang.

Tino Westphal, 02.01.2010

Jedes Jahr wählen die Naturschutzverbände NABU, BUND und die Wühlmäuse eine Pflanze, ein Tier oder ein Biotop des Jahres für Seeheim-Jugenheim. Dieses Jahr wählten sie das Biotop Blütenhang...

Tino Westphal, 26.02.2010

 

zum geplanten neuen Baugebiet „In der Tränk“ zwischen den Gemeindeteilen Seeheim und Jugenheim


Das begleitende Foto zeigt eine Sicht auf heute noch getrennten Ortsteile Seeheim und Jugenheim, die bald der Vergangenheit angehören könnte: Die Gemeinde plant einen kompletten neuen Ortsteil von bis zu 5 Hektar mit 600 Einwohnern, der die Baulücke zwischen den Ortskernen vollständig schließt. Eine Häuserreihe würde die Aussicht vom rechten bis zum linken Bildrand füllen.


Karte: geplantes Baugebiet zwischen Feuerwehr und Stadion

Der Name "In der Tränk" kommt natürlich nicht von ungefähr: im Gebiet war früher tatsächlich ein Teich und ein Starkregen-Ereignis wie im letzten Jahr in Seeheim kann den neuen Bauherren böse Überraschungen bereiten. Aber zum Thema Nachhaltigkeit kommen wir gleich.

In der politischen Auseinandersetzung um das Projekt werden von den Befürwortern die üblichen Argumente eingebracht- Arbeitsplätze, Ortsentwicklung, Steuervorteile, familienfreundliche Gemeinde etc.

Die Gegenseite weist auf schwerwiegende ökonomische Nachteile für die Gemeinde und Bürger von Seeheim-Jugenheim, eine Verschlechterung des Luftaustausches von Kalt- und Frischluft und eine Beeinträchtigung der Naherholungsfunktion.

Von keiner Seite bezweifelt wird der kurzfristige ökonomische Vorteil der Projektes für eine verschwindend kleine Minderheit.
Nicht zu bezweifeln ist auch, dass mit dem Großprojekt ein massiver Flächenverbrauch einhergeht, der zu Lasten der Umwelt geht.

Es gibt den Ansatz, den "Verbrauch" von Umwelt zu quantifizieren: ein Preisetikett an jeden einzelnen Baum zu kleben oder das das Wohlbefinden der Einwohner und Besucher zu messen, um dann irgendwelche Umwelt-politischen Ausgleichsmaßmnahmen ins Auge zu fassen.

Wir ignorieren gern die Tatsache, dass da nur eine Umwelt ist und wir in der Tat ununterbrochen Umwelt vernichten. Dazu kommt die bei einigen Gemeinden des näheren Umfeldes beliebte Methode des Ausgleichsflächen-Verschiebens: das gerade neu als  Ausgleichsmaßnahme geschaffene Super-Streuobstwiesen-Biotop ist das Baugelände von morgen.

Ignoranz gegenüber unwiederbringlichen Verlusten der Artenvielfalt und Lebensqualität für die Bürger und Besucher verbunden mit Gier nach kurzfristigem Gewinn werden belohnt. Wir erleben ein System der mangelnde Begünstigung nachhaltigen Handelns.

Dieses Schema kann nur durchbrochen werden durch persönliches Engagement- weisen wir einen konservativen Politiker oder den Konservativen in uns selbst darauf hin, dass es nicht konservativeres gibt, als den langfristigen Erhalt von lebenswerter Umwelt für uns selbst und unsere Kinder. Zeigen wir dem Liberalen, dass wir Freiheit, Selbstständigkeit, Individualität nicht mehr leben können, wenn wir uns mit Beton umgeben. Erinnern wir den Sozialdemokraten, dass für unsere Kinder und die wachsende Zahl älterer Mitbürger ein Stück Natur direkt vor der Haustür immer wichtiger wird.

Der andauernde massive Flächenverbrauch durch Großprojekte wie Gewerbegebiete und Neubausiedlungen auf der grünen Wiese muss endlich aufhören. Nachhaltige Umweltpolitik muss endlich gelebt und zur Grundlage jeder politischen Entscheidung werden. Die Naturschutzverbände einschließlich des NABU beziehen hier klar Position.

Vergessen wir nicht den unbezahlbaren Ausblick auf unsere grüne Bergstraße. Und geniessen ihn.

Tino Westphal, November 2008


Nachtrag Februar 2010:
Laut Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses und der Gemeindevertretung Seeheim-Jugenheim wurden weitere Aktivitäten um das neue Baugebiet mit großer Mehrheit abgelehnt.
Zu den Versicherungs- und Verkehrsproblemen kamen hohe Erschließungskosten. Bedingt durch die Lage des geplanten Baugebietes in einer Bodensenke drohten dauerhaft erhöhte Ver- und Entsorgungskosten für die Seeheimer.
Bis 2050 wird von einer Schrumpfung der Einwohnerschaft Seeheim-Jugenheims ausgeg angen, wodurch auch ohne das Projekt den Seeheimern Gebührenerhöhungen bis 40%  drohen.
Das Gelände ist als eine der letzten offenen Fläche wichtig als Kaltluft-Entstehungsgebiet und nebenher bester Ackerboden.
Die sehr erfreuliche Entscheidung der Seeheimer Gemeindevertreter wurde im Sinne des nachhaltigen Naturschutzes getroffen.
Sie verzögert die fortschreitende Zersiedelung des Seeheimer Umlandes.
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Standpunkt

zum Bericht von HessenForst über den Waldzustand vom August 2007 gegenüber Gemeindevertretern von Seeheim-Jugenheim.


Wenigstens zwei Punkte am Bericht zum Gemeindewald seitens der Vertreter von HesseForst fallen unter dem Blickwinkel des Umweltschutzes auf.

Zum einen ist der Gemeindewald gemäß PEFC (Paneuropäischen Forst Zertifikat) zertifiziert. Die Gemeinde hat sich verpflichtet, die dort festgelegten Vorgaben zu erfüllen.
Kritisch betrachtet ist dieses Zertifikat jedoch eher eine Mogelpackung für Verbraucher, was auch von unabhängigen Testern festgestellt wurde.
(Siehe Öko-Test Online)
Es wäre seitens der Gemeinde mutiger gewesen, eine von den großen Umweltverbänden unterstützte Zertifizierung, wie FSC oder „Naturland“, zu fordern und sich nicht mit dem von Forstbetrieben bevorzugten PEFC mit seinem relativ weiten Interpretationsspielraum bei der Umsetzung von Umweltstandards zufrieden zu geben.

Zum Anderen fällt der Punkt „Jagdliche Nutzung/Wildbestandsregulierung“ im Bericht von HessenForst auf:
...
Das Ziel, dass sich die Misch- und Nebenbaumarten natürlich verjüngen, wird z. Zt. nicht erreicht. ...
Um den Erhalt naturnaher und artenreicher Wälder zu gewährleisten, muss der Verbissdruck erheblich reduziert werden. ... Das Rehwild sucht gezielt seltene Baumarten a) als Futter b) zum Verfegen, was zur Entmischung der Bestände führt.
Der Verbissdruck kann reduziert werden
einerseits durch eine deutliche Reduktion des Rehwildbestandes
andererseits durch Schutz der Verjüngungsflächen (Einzelschutz, Gatter)
Der Schutz der Verjüngungsflächen ist sehr kostenaufwändig.
...
Als geeignete Maßnahme empfohlen werden von HessenForst Abschuss-Schwerpunkte und Intervalljagden, um die Kosten für den Schutz gegen Wildschaden zu verringern.
Dem ist zuzustimmen; von der Gemeinde als Verpächter des Jagdrechtes zu fordern ist aber auch die Festlegung einer angemessen hohen Abschußquote.
Dies beinhaltet natürlich ein gewisses Konfliktpotential mit der lokalen Jägerschaft, ist aber im Interesse der Bürgerschaft (und besonders der Gemeindekasse) gegenüber der alternativen Einzäunung großer Waldgebiete die im wahrsten Sinne des Wortes preiswertere Methode.

Waldwirtschaft ist nach Ansicht des NABU erst wieder wirtschaftlich, wenn das Schalenwild effektiver bejagt wird, keine teuren Zäune mehr notwendig sind und statt Fütterung und Medikamenten wieder die Natur "reguliert".

Tino Westphal, Februar 2008