Protest gegen Maikäfer-Vergiftung in Pfungstadt
Maikäfer / Nachuntersuchung Gifteinsatz Pfungstadt
Gifteinsatz im Wald bleibt unverantwortlich
NABU: Schädigungen der Tierwelt nicht untersucht
Pfungstadt. Der Gifteinsatz im Pfungstädter Wald ist für den NABU Hessen nach wie vor unverantwortlich und sinnlos. „Auch wenn nach den heute bekannt gegebenen Untersuchungen der Stadt Beeren und Blätter zum Glück keine Giftrückstände mehr aufweisen, bleiben die ökologischen Schäden für die Tierwelt bestehen“, bewertet Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, die Giftbilanz des Pfungstädter Bürgermeisters. Alle Aussagen über einem möglichen Erfolg des Einsatzes der Giftkeule seien zudem völlig spekulativ. Gesicherte Ergebnisse, so Eppler, seien erst im letzten Engerlings-Stadium in drei Jahren möglich.
Angesichts der Tatsache, dass der angekündigte Massenauftritt des Maikäfers nicht stattgefunden habe, zeige sich, so Eppler, dass der Gifteinsatz völlig unnötig gewesen sei. Sowohl die kalte Witterung zur Maikäfer-Flugzeit im Mai als auch die Trockenheit im Juni und Juli habe den Käfern und ihren Eiern im Boden stark zugesetzt. „Die Stadt Pfungstadt hat Mensch und Natur unsinnige Risiken aufgebürdet. Der Bürgermeister sollte nun die notwendigen Konsequenzen ziehen und jeden weiteren Gifteinsatz für die Zukunft untersagen“, fordert Eppler. Die Bürger der Stadt wollten nicht in einem vergifteten Forst, sondern in einem naturnahen artenreichen Wald Erholung suchen.
Der NABU Hessen bemängelt zudem, dass es keine Untersuchungen zu den Schädigungen der Tiere im Pfungstädter Wald gebe. Das Breitbandgift habe Schmetterlinge, Wildbienen, Vögel und Fledermäuse in Mitleidenschaft gezogen. Bislang seien weder kurz- noch langfristige Schäden erforscht worden. Für den Gifteinsatz im Pfungstädter Wald gelte nach wie vor, dass die Risiken den vermeintlichen Nutzen weit überwögen.
Aufklärung zu den zahlreichen Verletzungen der Genehmigungsauflagen erwartet der NABU Hessen von den laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Auch am heutigen Tage habe es wieder Zeugenbefragungen gegeben, so Eppler.
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Berthold Langenhorst
Dipl.-Biologe
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20.7.2010
Stadt gefährdet Pfungstädter Bevölkerung
NABU fordert Land Hessen zum Verbot des zweiten Gifteinsatzes auf
Der Einsatz sei wegen der schlechten Wettervorhersage „auf Teufel komm raus“ durchgeführt worden, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Laut der Sturmauskunft von MeteoGroup Deutschland betrug die Stärke der Windböen in Pfungstadt am Montag bis zu 13 m/s. Das Gift Dimethoat darf aber nur bei Windruhe ausgebracht werden. Hessen-Forst hatte in seinem Antrag zugesichert, dass die Anwendung „ab einer Windgeschwindigkeit über 5 Meter pro Sekunde…abgebrochen“ wird. Der NABU konnte eine breite Abdrift des Giftes beobachten. Im Genehmigungsantrag hatte Hessen-Forst versichert, die Ausbringung „fast ohne Abdrift“ sei gewährleistet. Der NABU Hessen befürchtet, dass der Wind das Gift in Wohngebiete, Wasserschutzgebiete und Lebensräume geschützter Arten getragen hat.
Empört ist der NABU Hessen auch über die schlechte Informationspolitik der Stadt Pfungstadt. In der Hessenschau vom 3.5.2010 erklärte Petra Wagner vom Umweltamt, die Menschen seien nicht gefährdet, weil das Gift nach 53 Stunden nicht mehr nachweisbar sei.
Tatsächlich beträgt allein die Halbwertszeit an Blättern nach Auskunft der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt „zwischen 2 und 5 Tagen“. Im Boden betrage die Persistenz „zwischen 16 und 50 Tage“. Befragungen von Spaziergängern hätten gezeigt, dass diese entweder gar nichts vom Gifteinsatz mitbekommen hätten, oder aber keine Kenntnis über die Verhaltensregeln in den nächsten Wochen hätten.
Der NABU Hessen fordert Bürgermeister Horst Beier auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Warnungen des Bundesamtes auch bei den Bürgern ankommen. „An allen Waldeingängen müssen für den gesamten Sommer Schilder aufgestellt werden, dass Beeren, Kräuter und Pilze nicht gegessen werden dürfen“, so Eppler. Auch in diesem Punkt habe Petra Wagner vom Umweltamt in der Hessenschau unrichtige Angaben mit Ihrer Äußerung gemacht, Pflanzen und Beeren könnten nach Öffnung des Waldes wieder verzehrt werden.
Die BASF hat als Hersteller des Gifts gegenüber dem NABU schriftlich erklärt, dass der Einsatz „von sehr umfangreichen Maßnahmen begleitet“ werden müsse. „Diese umfassen: Information der Bevölkerung,…Warnhinweise in den Waldgebieten sowie umfangreiche begleitende Monitoring-Studien zur Ökotoxizität“. Solche Vor- und Nachuntersuchungen über die Folgen des Gifteinsatzes gebe es in Pfungstadt nicht. Unklar ist dem NABU auch, wie Katzen und Hunde davon abgehalten werden sollen, in den nächsten Tagen die vergifteten Maikäfer und Insekten zu fressen.
Entsetzt ist der NABU darüber, dass die Auflagen der Oberen Naturschutzbehörde von der Stadt Pfungstadt nicht berücksichtigt wurden. Auch dies sei eine Auflage des Bundesamtes gewesen. So hieße es in der Genehmigung: „Die in Absprache mit den zuständigen Naturschutzbehörden identifizierten besonders schützenswerten Objekte zu Flächen sollten ausgenommen werden“. Laut dem in der Stadtverwaltung aushängenden Einsatzplan seien alle geforderten Tabubereiche und Abstände zu bedrohten Arten nicht eingehalten worden. Im Gegenteil: Es seien sogar Waldbereiche begiftet worden, die bei der Antragstellung als Ausschlussflächen gekennzeichnet waren, wie fast der gesamte Bereich westlich der A 67.
Demo gegen Gifteinsatz im Pfungstädter Wald
Pfungstadt will Maikäfern an den Kragen
Kein Gifteinsatz in der Klingsackertanne
5.4.2010
Gifteinsatz in Pfungstädter Stadtwald
20.3.2010